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Wieso du jetzt ein Testessen machen solltest


Marie Glausch

6 Minuten

Testessen - das klingt auf Anhieb erstmal lecker, bei näherem Nachdenken aber auch etwas suspekt:  Soll hier etwas vorgekostet werden? Oder werden hier gar potenziell giftige Substanzen zur Verkostung angeboten? Sind die Tester die Versuchskaninchen?!

Was ist das überhaupt - ein Testessen?

Keine Sorge! Bei einem Testessen geht es gar nicht wirklich ums Essen. Klar, es werden Snacks und Getränke zur Stärkung bereitgestellt. Im Vordergrund steht aber das Testen. Und zwar von Produkten.

Das können physische oder Softwareprodukte sein, aber auch erste Produktideen (MVPs = “minimum viable products”). Prinzipiell können sogar Services, also Dienstleistungen im Rahmen eines Testessens “verkostet” werden. Ziel dabei ist es, Feedback zu generieren und in einen ungezwungenen Austausch über die Produkte zu kommen.

Der Ablauf

Bei einem Testessen werden am Veranstaltungsort mehrere Teststationen aufgebaut, an denen die Produkte in irgendeiner Weise erlebbar gemacht werden - sei es, dass ein Smartphone bereit steht, auf dem die Testpersonen herum tippen können; sei es, dass ein Bestellprozess am Tablet oder Desktop-Computer ausgeführt werden soll; oder dass ein Modellobjekt zur Benutzung und Inspektion bereit steht - ja sogar primitive Papier-Prototypen oder verbal simulierte Google Home-Anfragen sind bereits geeignet, um wertvolles Feedback für die weitere Produktentwicklung zu gewinnen! Hauptsache, die Testperson versteht, welchen Nutzen sie aus dem Produkt ziehen kann und welchen Weg ihr das Produkt vorschlägt, ein Ziel zu erreichen.

Sobald es losgeht, können die Testpersonen die Produkte der Reihe nach von Station zu Station auf Herz und Nieren testen und den Entwicklern dazu Fragen stellen. Dabei schlüpfen sie in die Rolle eines fiktiven Kunden, der das Produkt oder den Service nutzen möchte. Die Entwickler beantworten diese Fragen, machen sich Notizen und beobachten, wie der Tester mit dem Produkt zurecht kommt.

Thinking Aloud

Das Großartige für die Tester ist dabei,  einfach alles laut aussprechen zu dürfen, was über die Produktidee gedacht wird oder welche Fragen gerade aufkommen. Dabei muss man sich keinen “Maulkorb” anlegen: Die Methode des Thinking aloud soll den Anbietern der Produkte in ganz besonderer Weise helfen, zu verstehen, welche Probleme bei der Benutzung auftreten können und welche Fragen sich typischerweise ergeben. Vielleicht ist ein Aspekt nicht ganz klar und kann deutlicher herausgestellt werden? Die Bedienung ist möglicherweise auch nicht ganz so intuitiv, wie sich das die Urheber der Lösung vorgestellt haben? Oder die Testperson ist rundheraus begeistert und würde das Produkt am liebsten an Ort und Stelle erwerben - auch eine wertvolle Information.

Auch die Urheber der zu testenden Produkte können Fragen an die Tester richten und zum Beispiel genauer zu erfahren, wo das Problem liegt. Hier sind auch vorsichtige Explorationen möglich, welche Preise angenommen werden, welche Konkurrenz- oder Komplementärprodukte die Tester schon kennen und was ihnen, ganz allgemein, zu dem Angebot einfällt.

Dein Nutzen als Teststation

Für Hersteller, Produktentwickler, Entrepreneure und ganz allgemein für die Anbieter der zu testende Produkte liegt der Nutzen ganz klar im ungefilterten, unmittelbaren Face-to-Face-Feedback von unabhängigen Testpersonen, die dann sogar noch für Rückfragen bereit stehen. Kein vorformulierter Fragebogen kann eine solch reichhaltige und gründliche Exploration ersetzen. Die Kosten bleiben dabei überschaubar. Und noch dazu können wertvolle Kontakte geknüpft werden. Eigentlich perfekt, oder?

Trotzdem gibt es eine Reihe typischer Befürchtungen:

1. “Wir sind noch nicht so weit"

Gerade ganz am Anfang stehende Projekte führen manchmal zu Bedenken, ob das Produkt denn überhaupt schon “reif” für eine Vertestung ist. Dazu ist ganz pauschal zu sagen: Ja, auf jeden Fall. Wenn ihr noch keinen ausgereiften Prototypen habt: perfekt, in diesem Stadium lässt sich das Feedback noch besonders leicht und kostengünstig berücksichtigen. Ihr habt nichts zu befürchten. Arbeitet mit einem Klick- oder sogar einem Papier-Prototypen. Ihr seid euch nicht sicher, ob ihr mit eurer Idee überhaupt auf dem richtigen Weg seid? Auch dann ist ein Testessen genau das Richtige für euch. Entscheidet euch für eine Variante und beobachtet, wie sie ankommt. Oder stellt zwei Varianten zur Auswahl. Schon in einem sehr frühen Stadium der Produktentwicklung kann euch das Feedback aus einem Testessen helfen, eure Annahmen zu validieren - oder, im schlimmsten Fall, euch davor bewahren, euch in einem aussichtslosen Projekt zu verlieren.

2. “Hilfe - jemand könnte unsere Idee klauen!”

Das ist eine leider sehr häufige, aber absolut irrationale Angst vieler Startups. Als Startup muss man eigentlich immer froh sein, überhaupt Sichtbarkeit zu erreichen. Nichts schadet euch mehr, als euch von anderen abzukapseln und nicht über eure Idee zu sprechen, aus Angst, dass sie euch geklaut wird. Nicht nur, dass ihr so nicht ins Gespräch kommt - ihr erhaltet auch kein Feedback, keine Tipps, keine Empfehlungen, keine Hinweise auf parallele Entwicklungen und Konkurrenzprodukte, niemanden, der euch jemandem vorstellen will und so schneidet ihr euch mit der Geheimniskrämerei wirklich nur ins eigene Fleisch. Außerdem führt eine solche Denkweise dazu, krampfhaft an einem einmal eingeschlagenen Kurs festzuhalten und nicht flexibel auf neue Entwicklungen oder auf sinnvolle Kritik reagieren zu können. Macht euch frei von dieser Angst und stellt eure Idee vor - je früher, desto besser. Seht es mal so: jemand, der so viel Geld und manpower hat, um euer Produkt im Handumdrehen zu kopieren, kann das auch noch, nachdem ihr damit mal an den Markt gegangen seid. Seid schlauer, erregt mit eurer Idee Aufsehen und lernt. Im besten Fall findet ihr dabei Verbündete, von denen ihr lernen könnt und die euch helfen, eure Idee voranzutreiben. Auf zum Testessen!

3. “Für unseren Zweck bringt das nichts”

Vielleicht wurde im Vorfeld bereits in Marktforschung investiert. Oder die Aussagekraft der Meinung ein paar weniger Tester, die vielleicht nicht exakt zur Zielgruppe gehören, wird bezweifelt. Man könnte so weit gehen, dass am Ende ja sowieso der Markt entscheidet, wie gut eine Produktidee ankommt und ob sie letzten Endes auch erfolgreich ist. Doch selbst, wenn ihr von eurer Idee schon überzeugt seid - Verbesserungspotenzial gibt es immer. Manchmal sind es nur Details, die einen enormen Mehrwert hinzufügen. Und selbst dann, wenn die Produktentwicklung weit fortgeschritten ist und es für die Einarbeitung von Feedback schon zu spät scheint: Es lässt sich bei einem Testessen immer noch viel über passende Marketingbotschaften, mögliche Zielgruppen und erfolgversprechende Preismodelle lernen. Nicht zuletzt kann so ein Testessen auch als Plattform dienen, um das Produkt bekannt zu machen und um mit möglichen Kunden und Vertriebspartnern in Kontakt zu kommen.

Dein Nutzen als Testperson

Auch als Tester lohnt es sich, an einem Testessen teilzunehmen: In erster Linie ist es natürlich  interessant und macht Spaß. Man bekommt eine Menge Inspiration, lernt potenzielle berufliche Kontakte kennen, genießt ein nettes Beisammensein mit gratis Getränken, Pizza und Snacks und kommt vielleicht sogar selbst auf die ein oder andere Produktidee. Von einem Testessen können alle nur profitieren!

Freitag, 06.03.2020

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